Um nicht wieder den Travniczek und seinen Zores mit dem Reisebuero zu bemuehen, bediene ich mich heute zur Abwechslung bei FJI. Nach der gewohnten Yoga-Routine in der Holzklasse mit zwei erquickenden Tagen zwischen Rio de Janeiro, Sao Paulo, Johannesburg und Kapstadt gab es zum Drueberstreuen noch kleine Verwechslungskomoedie in Loewinger-Manier mit meiner Hotelbuchung.
Am Besten illustriere ich das anhand eines Beispiels: Angenommen es gibt in Gramatneusiedl eine Herrengasse, und du kommst als voellig ahnungsloser Wien-Tourist aus sagen wir Santiago de Chile nach Wien und hast das Steigenberger-Hotel in der Herrengasse gebucht, und dann stellt sich heraus dass dein Reisebuero die Herrengassen verwechselt hat und du das beste Zimmer beim Hirschenwirten in Gramatneusiedl hast. Nichts gegen Gramatneusiedl, ich bin mir durchaus der Tatsache bewusst dass viele Gramatneusiedler zwecks Broterwerb tagtaeglich nach Wien pendeln und die Anbindung sowohl mit dem Auto als auch mit der Schnellbahn nicht die schlechteste ist und die Lebensqualitaet usw. usf., aber auch als wohlerzogener Chilene wuerde dir da wohl mehr als ein erstauntes Hoppala ueber die Lippen kommen!
Um die Chose abzukuerzen, ich tippe diese Zeilen in einer Hotellobby in Kapstadt und nicht in einer Alpenvereinshuette von der aus man Kapstadt mit Scud-Raketen erreichen koennte, deshalb auch kein Lamento à la Qualtinger, sondern ein Lob fuer das Reisebuero in Wien. Ja, auch sowas gibt's bei mir! Den Jackpot bei der ganzen Sache hat aber zweifelsohne der Taxifahrer gewonnen, der kann nach meiner Fuhre fuer den Rest der Woche mit Frau und Kindern nach Mauritius fliegen. Auf Kosten wessen Versicherung wird sich weisen, aber er hat es sich verdient.
Bei meinem Hotel habe ich uebrigens wieder was dazugelernt, das Codewort "Boutique-Hotel" steht zumindest in diesem Fall fuer ein Schwulen-Hotel. Beim Rezeptionisten war eh schon bevor er den Mund aufgemacht hat alles klar, aber peu à peu habe ich mich doch auch ueber das restliche Personal und die Gaeste gewundert, und nach einem Blick in Tripadvisor ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen. Das ist jetzt das zweite Mal dass ich es bereue nicht mit meinem Riesenkoffer unterwegs zu sein, dort waere bestimmt noch Platz fuer einen schmiedeeisernen Keuschheitsguertel gewesen.
Den Rest des Tages habe ich fuer eine erste Stadterkundung per pedes (sprich laufend) gemacht und muss sagen, die Stadt ist von der Lage und der Natur rundherum wirklich ein Traum, fast schon eine Verschwendung so viel Schoenheit. Fotos folgen in den naechsten Tagen wenn ich das ganze im Schritttempo und mit Ausruestung wiederhole.
Eher ein Alptraum ist die Effizienz bei alltaeglichen Dienstleistungen. Auch deshalb hebe ich meinen Taxler so hervor, ansonsten laufen die Dinge hier naemlich noch schlampiger und langsamer als in Brasilien. Kleines Beispiel gefaellig? Es ist mir ohne besonderes Zutun gelungen ohne Passkontrolle einzureisen. In Johannesburg war ich Transitpassagier, das Gate fuer den Kapstadt-Flug war heute Morgen aus irgendwelchen Gruenden bei den International Transfers, wo es natuerlich keine Einreisekontrolle gibt weil das ja nicht Suedafrikas Thema ist, und in Kapstadt bin ich - erraten - beim Terminal fuer Inlandsfluege angekommen wo es logischerweise ebenfalls keine Pass- und Zollkontrollen gibt. Noch uebler gehts in Banken und Supermaerkten zu, aber vielleicht habe ich heute durchwegs negative Ausreisser erlebt.
Meine Windeln sind nach den Favelas mittlerweile getrocknet, natuerlich werde ich auf eigene Faust die Townships erkunden! Mein Sitznachbar nach Jozi (Johannesburg) war ein Nigerianer der derzeit fuer eine Firma aus Gabun auf einer Oelplattform vor der brasilianischen Kueste arbeitet. Der Junge hat echt schon viel mitgemacht, war in der Nordsee, in Alaska etc. auf Schicht. Seine Erlaeuterungen zu Afrika und der Welt haben mir saemtliche Aengste und Sorgen genommen, wenn das naechste mal ein afrikanischer Prinz zwecks Ueberweisung von ein paar Milliarden Pfund ausgerechnet mein Konto gegen eine fuerstliche Provision nutzen moechte, so werde ich meinem prinzlichen Bruder umgehend positv antworten.
Zum Abschluss noch ein wenig Geographie-Unterricht. Sao Paulo liegt auf zumindest fuer mich ueberraschenden 800m Seehoehe und Johannesburg gar auf 1700m (was aufmerksame WM-Zuschauer wissen). Das Kap der guten Hoffnung hingegen unterscheidet sich in der Hinsicht nicht von Triest, als Hoehentrainingslager bleibt meine Reise denkbar ungeeignet.