Cape Cobra

Wie ich gerade der oertlichen Yellow Press entnehme gibt es hier eine giftige Schlangenart, die Cape Cobra. Nicht genug damit, am Freitag hat sich so ein Biest in eine Wohnung keine 50m Luftlinie von meinem Hotel verirrt und musste von einem ortsansaessigen Schlangenjaeger dingfest gemacht werden. Und ich schlafe die ganze Zeit bei offenem Fenster!

Die Operation ist geglueckt, weder Mensch noch Tier sind dabei zu Schaden gekommen. Wie ich dem Artikel ferner entnehme wird der Experte das Vieh jetzt 48h beobachten und wenn es gesund ist in sein natuerliches Habitat - den Signal Hill - zurueckbringen. Fuer nachlaessige Leser: wo war ich gestern wandern?

Homo Africanus

Fuer Interessierte einige Details woran man auch ohne TripAdvisor erkennt, dass ich in einem "Boutique"-Hotel gelandet bin:

- Statt einer Bibel gibt es im Nachtkaestchen Gratis-Kondome und Gleitcreme;
- Statt einem Stadtplan liegt im Zimmer der Gay Guide auf;
- In der Lobby wird fuer ein Theaterfestival namens "Out IN Africa" geworben;
- Bei säemtlichen angebotenen Aktivitaeten (Stadtfuehrung, Weinverkosten, Schnorcheln usw.) wird an der Rezeption explizit darauf hingewiesen, dass der Anbieter "open minded" sei;
- Wenn die anderen Gaeste nach Restaurant- oder Ausgehtipps fragen entwickeln sich daraus immer mindestens halbstuendige Diskussionen mit dem Rezeptionisten, in deren Rahmen dann Details wie die Beleuchtung oder Inneneinrichtung ausfuehrlich erlaeutert werden;
- Die Gaeste lassen sich immer vom Taxi abolen und wieder vor der Tuer absetzen: Schwule sind entweder zu faul zum Gehen oder haben Angst auf der Strasse verpruegelt zu werden;
- Selbst im Standardzimmer gibt es drei verschieden parfumierte Seifen im Bad;
- An der Hotelbar gibt es kein Bier, sondern Cocktails;
- Zum Fruehstueck gibt es zwar Kaffee, die meisten Gaeste bevorzugen aber eine der unzaehligen Teesorten;
- Im Fernseher an der Hotelbar werden nie die aktuellen Sportereignisse (Fussball, Rugby, Cricket) uebertragen, obwohl sie die entsprechenden Sender empfangen.

Ich koennte diese Liste ad infinitum fortsetzen, vor allem im Vergleich mit dem Personal in Brasilien fallen einem hunderte Kleinigkeiten auf an denen man erkennt, dass diese Typen "anders" ticken.

Help!

Mit Erschrecken stelle ich fest, dass mein naechster Stopp Istanbul gleichzeitig der letzte auf diesem Ausflug ist. Naechste Woche geht es bereits unbarmherzig nach Wien, so ziemlich der letzte Ort wo ich im November sein moechte!

An dieser Stelle daher ein Aufruf in eigener Sache: wenn jemand einen Verlag kennt der an einem Buchprojekt wie einem humoristischen Bierfuehrer durch den Indischen Ozean oder einer kulinarischen Spurensuche nach den letzten Nazis (Arbeitstitel: die besten Koenigsberger Kloepse am Rio Plata) Interesse hat und dafuer einen kleinen Reisekostenvorschuss springen laesst bitte um umgehende Info.

Wenn ich noch ein paar Jahre meiner verbleibenden irdischen Zeit mit Versicherungen und Finanzwesen in Mittel- und Suedosteuropa vergeude ende ich unweigerlich wie Kafkas Blumfeld. Im besten Fall. Da in spaetestens zwei Jahren auch die heimischen Versicherungen mit aehnlichen "ueberraschenden" Ergebniskorrekturen an die Oeffentlichkeit treten werden wie zuletzt die Erste Bank und Raiffeisen International wuerde ich mich auch mit der verantwortungsvollen Stellung eines Sitztesters bei Airbus oder Speisewagen-Mystery Shoppers bei der Transsibirischen Eisenbahn zufriedengeben.

Da mir nach all den Jahren am Balkan keine Spielart der Korruption fremd ist, wuerde der Ezzesgeber oder sonstwie in dem Prozess entscheidende Promotor natuerlich mit einer Anstellung als mein Assistent, Fotograf, Pilot oder Sommelier, je nachdem was das Spesenkonto hergibt bedacht werden.