Der erste Verdacht, dass da was nicht stimmen kann, keimt bereits bei der Ankunft am Hafen auf. Zunaechst alles wie am Flughafen Hong Kong, Immigration Procedure wie gehabt, Gepaeckausgabe, vor dem Terminal das gewohnte Gedraenge, ein Leitsystem zu Taxi, Bus und Parkplatz sowie Abholdienste der grossen Casinos. Bloss eigenartig, dass neben den Taxis auch jede Menge Rikscha-Fahrer ihre Dienste fuer die Fahrt in die Stadt anbieten.
Egal, habe also einen Linienbus in die Stadt genommen. Und damit war auch schon alles klar. Die historische Altstadt ist naemlich Luftlinie maximal 2 km vom Hafen entfernt, die Portugiesen waren eben ein Seefahrervolk. Gut, dass ich das Geld fuer das Taxi gespart habe.
Erster Eindruck: ich bin in Las Vegas am Strip. Knapp 40 Grad Hitze, im Gegensatz zu Vegas jedoch mit hoher Luftfeuchtigkeit, somit ziemlich drueckend, und jede Menge Casino-Hotel-Komplexe der bekannten Player aus Nevada: MGM, Sands, Wynn. Statt dem Bellagio spielt hier das Grand Lisboa die erste Geige, aber die besten Special Effects mit hauseigenem Vulkan und Kaiserpalast hat eindeutig das Sands.
Einmal Umfallen ist man schon in der historischen Altstadt, die noch deutlich die portugiesische Handschrift erkennen laesst. Pflichtgemaess habe ich zunaechst den Wahrzeichen der Stadt einen Besuch abgestattet. Das geht recht zuegig, weil alle wichtigen Gebaeude innerhalb 15 Gehminuten erreichbar sind (auch bei Hitze). Das "Wahrzeichen" der Stadt ist sicher die Ruine der St. Pauls-Kathedrale. Nachdem sie im 17. Jahrhundert zum dritten Mal abgebrannt ist, hat man nur die Front stehengelassen, es wirkt ein bisschen wie ein potemkinsches Dorf. Das kommt auch den Chinesen entgegen, weil sie jetzt an einen der traditionellen Torboegen erinnert.
Den Macau-Tower, mit ca. 300m immerhin das zehnthoechste Gebaeude der Welt, habe ich nur von aussen bewundert. Das Panorama ist vom Festungshuegel mindestens genau so gut, und allzu viel gibt es ja auch nicht zu bewundern. Gestern erst habe ich mit dem ICC-Tower das vierthoechste Gebaeude erklommen, das Turm-Erlebnis stumpft durch Wiederholung etwas ab.
Bei Tag gibt die Stadt sonst nicht allzu viel her, aehnlich wie in Hong Kong der uebliche Shopping-Wahn, das wars aber auch schon. Ob die Faelschungen hier besser oder billiger sind kann ich nicht beurteilen, jedenfalls sind bei Schmuck und Elektronik die gleichen Ketten mit unzaehligen kleinen Shops vertreten. Im Unterschied zu Hong Kong habe ich in Macau keine Haendler fuer Bueromoebel, Badezimmerarmaturen und italienische Fliesen gesehen.
Interessant fand ich die Faelschung des Aufklebers der Tourismusbehoerde, der garantieren soll, dass dieses Geschaeft keine gefaelschten Waren anbietet. Gefunden habe ich den in einem Nike-Shop, der fairerweise auch Schuhe von Adidas, Puma und Reebok anbietet....
Gegen Abend kommt jedoch deutlich mehr Leben in die Strassen. Analog zu Vegas ist der Dienst am Kunden vollumfassend: entweder ein Spieler hat gewonnen, dann soll er seinen Jackpot am besten bei Schampus, Koks und Nutten gleich wieder vor Ort anlegen, oder er braucht selbiges, um sich vom Verlust abzulenken. Einziger Unterschied ist, dass die Mafiosi hier nicht aus Mexiko, sondern aus China kommen (Stichwort Triaden).
Die Wirtschaft scheint jedenfalls zu florieren, denn selbst die Zollbeamten tragen dicke Rolex.
Habe Macau by night jedoch nicht zur Gaenze ausgekostet, das Spielen beschraenke ich auf die Boerse, und fuer alles andere ist man in Hong Kong bestens aufgehoben. Den Rueckweg zur Faehre habe ich Uebrigens zu Fuss genommen, es ist wirklich alles sehr uebersichtlich.