Freitag, 7. Oktober 2011

Aus gegebenem Anlass

Weils grad zur allgemeinen Stimmung passt hier also auch mein Nachruf auf Steve Jobs. Wie erwaehnt reise ich nur mit Handgepaeck, ich musste also auch beim elektronischen Spielzeug zweimal ueberlegen was ich mitnehme.

Lassen wir mal Rasierer und Zahnbuerste beiseite, auch Telefon und Fotoapparat will ich nicht thematisieren. Zusaetzlich zu den erwaehnten Dingen fuehre ich aber auch ein Notebook, einen Fernseher, meine Musiksammlung, eine Auswahl an Filmen und Dokus die ich schon lange schauen wollte, sowie eine Bibliothek mit Reisefuehrern nebst hunderten weiteren Titeln mit.

Richtig, all das und noch mehr leistet das iPad auf meiner Reise. Ich kann zB diesen Blog betreiben, meine Fotos veroeffentlichen, Videotelefonate fuehren, meine gewohnten Zeitungen lesen, schaue zeitversetzt Tagesschau und ZiB, hoere meine Radiostationen, habe mehr Buecher und Magazine mit als ich bei einer einjaehrigen Reise lesen koennte, habe vollen Zugriff auf meinen Server, recherchiere und buche unterwegs Inlandsfluege, Mietwagen, Hotels sowie sonstige Aktivitaeten abseits vom groben Reiseplan etc. etc.

Das alles mit einem halben Kilo schweren Geraet im A5-Format, das bei meiner Nutzung mit einer Akkuladung zwei bis drei Tage auskommt, und so designt ist, dass man all das wirklich ohne Verrenkungen tun kann. Speziell das Lesen von Buechern und Magazinen hebt das iPad fuer meine Zwecke ueber jedes noch so leichte (Sub-)Notebook heraus.

Bin beileibe kein Fan-Boy, persoenlich geht mir der Tod von Steve Jobs am Arsch vorbei, aber die Gattung der Tablet-Computer als marktrelevante Groesse ueberhaupt erst definiert und zu einem Massenphaenomen gemacht zu haben ist keine geringe unternehmerische Leistung!

Der rasende Reporter beim Ironman

Naechstes Highlight meines Hawaii-Aufenthalts wird der Ironman sein. Fuer die geistig Gesunden unter den Lesern, Ironman bezeichnet die Langdistanz im Triathlon, dh 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und 42,2km Laufen, und auf Hawaii findet alljaehrlich die Weltmeisterschaft in diesem Sport statt. Das Besondere daran ist, dass im gleichen Rennen die Profis mit den Hobbysportlern antreten, vermutlich weil so eine ganztaegige Veranstaltung mit Wasserrettung, Strassensperren, Notfallmedizinern, Verpflegung etc. recht aufwendig zu organisieren ist.

Fuer nicht wenige frisch geschiedene oder kurz davor stehende Buerohengste ist die Qualifikation fuer Hawaii so eine Art Religionsersatz, jedenfalls etwas, das dem Sein einen hoeheren Sinn verleiht. Wiewohl genau die Zielgruppe, hat das Marketing bei mir nicht so recht gegriffen. Aber wenn ich schon ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt auf Hawaii bin, lasse ich mir den Abstecher nach Kona natuerlich nicht entgehen um das Spektakel vor Ort zu erleben. Und wenn ich schon mal da bin, kann ich auch gleich den Heinz Prueller fuer die 99ers machen.

Parallel zum Event auf Big Island findet in Moedling eine Ironman-Party statt. Bei 12 Stunden Zeitdifferenz kann man sich ausrechnen, dass das eine abendfuellende Beschaeftigung ist, nicht unaehnlich den Patienten die sich bis kurz vor Morgengrauen die Oscar-Verleihung oder die Superbowl live anschauen.

Im Gegensatz zu den NFL-Fans feiern meine Pappenheimer vom Schwim-, Rad- und Lauf-Club ihre Party jedoch bei kalorienreduzierten Soja-Crackern und Cola light. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wie man sich die lange Zeit vertreibt, schliesslich passiert im Triathlon ja stundenlang nichts, bestenfalls sieht man einen Patschen beim Radlfahren und nach sieben Stunden ein Ueberholmanoever von ca. 18 km/h schnellen Marathonlaeufern. So betrachtet verstehe ich das Cola light wiederum, denn mit Bier wuerden alle relativ bald die heisse Action verschlafen.

Ich selber werde das ganze eher locker angehen. Mit Flug und Mietwagen uebernehmen werde ich nach ungefaehr der halben Renndistanz an der Strecke auftauchen. Dann muss ich mich erst mal um mein Fruehstueck kuemmern und ein Free WiFi suchen, um via Skype Live-Bilder nach Moedling zu schicken.

Ich stelle mir das so aehnlich vor wie einen F1 Grand Prix live zu sehen. Als Zuschauer vor Ort hat man keine Ahnung vom Rennverlauf, man sieht halt hin und wieder einen oder mehrere Laeufer vorbeischnaufen, weiss als Laie aber nicht ob das einer der Sieganwaerter oder ein ueberrundeter Amateur ist. Aber vielleicht irre ich auch, wir werden sehen.

Die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass ich am folgenden Tag einen Ausbruch des Kilauea erleben will und daher nach dem Rennen noch etwa drei Stunden im Auto vor mir habe. Geeicht von der Strecke Wien - Banja Luka sollte das aber kein groeberes Problem darstellen. Ein ausfuehrlicher Bericht vom Rennen wird natuerlich nachgereicht (sobald ich die Eckdaten des Rennens mit meinen blitzlichtartigen Eindruecken in Uebereinstimmung bringen kann).

Bigfoot auf Hawaii

Ein Nebenaspekt dieser Reise war der Ersatz eines Paars Laufschuhe. Ich habe das aelteste und ausgelatschste Paar beim Abflug angezogen, mit dem Vorsatz mich gleich in China um Ersatz zu kuemmern.

Zur Erklaerung fuer die Nicht-Laeufer unter den Lesern: unsereins hat immer mindestens zwei bis drei Paar Laufschuhe gleichzeitig in Arbeit.

Meine Annahmen hinsichtlich der Preisdifferenzen zwischen Asien und Europa waren auch durchaus zutreffend, dummerweise hatten die Nike Stores in Peking, Hong Kong und Singapur mein gewuenschtes Modell nicht in Groesse 13 (europaeisch 47,5) im Sortiment. Laufschuhe fuehren sie nur bis 11, manchmal 12, aber ich moege mich bei den Basketballschuhen umsehen war der wenig zweckdienliche Rat; spaetestens seit einer Fuehrung durch den Madison Square Garden letzten Sommer weiss ich, dass ich mit meinen Primaballerina-Fuesschen dort noch weniger zu melden haette als beim Laufen.

In Neuseeland bin ich zwar fuendig geworden, aber zu Preisen die sogar ueber jenen in Wien liegen. Geschieht ihnen ganz recht, dass sie heute das AAA Rating verloren haben!

Aber zum Glueck bin ich ja jetzt auf der Insel der Riesen gelandet. Wenn ich mich in der Metro in Hong Kong wie ein Thunfisch unter Sardinen gefuehlt habe, so bin ich im Vergleich zum durchschnittlichen Hawaiianer jetzt ein Thunfisch unter Pottwalen.

Kurzum, habe endlich zugeschlagen. Selbst beim schwaechelnden Euro und trotz der auf Hawaii im Vergleich mit zB den Outlet Centers in Kalifornien oder Nevada eher hohen Preisen zahle ich fuer den selben Schuh in Wien deutlich mehr als USD 60.

Vorbeugend sowie zur Erinnerung, leider kann ich weder fuer mich noch fuer andere mehr als das eine Paar mitnehmen, da ich mit Handgepaeck reise.

Da Wuede auf seiner Maschin

Dachte ich anfangs noch, dass mir auf Hawaii die Action der vergangenen Wochen fehlen wird, so stelle ich fest, dass sich schon nach wenigen Tagen so was wie ein Aloha-Rhythmus eingestellt hat. Hang Loose. Lange schlafen, ein bisschen Sport, am Strand rumhaengen, etwas Sightseeing und Nightlife - so in etwa zerrinnen mir die Tage zwischen den Fingern.

Vielleicht liegt es am Geruch. Die Insel ist sehr ueppig bewachsen (nicht nur die Bewohner), und es liegt abgesehen von BBQ staendig ein sehr intensiver Duft in der Luft, selbst bei starkem Wind, nicht unaehnlich jenem in Thailand. Keine Ahnung welche der unzaehligen farbenpraechtigen Blumen oder Baeume der Verursacher ist, jedenfalls vermittelt das umgehend ein Urlaubs-Feeling.

Sehr lehrreich waren die Touren mit dem Moped. Spaetestens wenn man Honolulu verlaesst und damit dem Hardcore-Massentourismus à la Miami, Vegas oder Ibiza den Ruecken zukehrt und sich auf die Entdeckung von Oahu einlaesst versteht man die Anziehungskraft von Hawaii. Nur wenige Meilen ausserhalb der Stadt findet man einsame Buchten und atemberaubende Kuestenstrassen im Stile der australischen Great Ocean Road, bewegt man sich hingegen landeinwaerts wird man von Regenwaeldern, Wasserfaellen und auch fuer alpine Begriffe hohen Bergen ueberrascht.

Ob dafuer ein Moped wirklich das beste Transportmittel ist bezweifle ich mittlerweile. In Honolulu kommt man damit schneller als jeder Autofahrer voran (komischerweise war ich der einzige der im Stau rechts, links, am Radweg und am Gehsteig ueberholt hat und jeden Ampelsprint gewonnen hat; entweder das ist hier nicht erlaubt oder in der Fahrschule bringt ihnen keiner bei wie man eine Vespa artgerecht bewegt). Kaum aus der Stadt draussen aendert sich die Lage jedoch abrupt. Hawaii ist eben doch der 50. Bundesstaat der USA, und mit gerade mal 125 ccm unterm Hintern und null Blech rundherum fuehlt man sich inmitten der Pick Ups und Vans doch etwas deplaziert, auch wenn alle sehr relaxt cruisen und ich keine einzige kritische Situation erlebt habe.

Fuer Big Island und Maui habe ich jedenfalls meine Schluesse gezogen und mir jeweils Autos mit V8 bestellt. Im Fall von Maui ist es endlich das Mustang Cabrio geworden, mit dem ich schon letzten Sommer geliebaeugelt habe.

Bei meinen Ausfluegen zu Wasser und zu Lande habe ich allerlei mehr oder weniger Nuetzliches gelernt. So ist vermutlich nicht jedem bewusst, dass Aloha ein ziemlich universell einsetzbares Vademecum ist und nicht nur zur Begruessung, sondern auch zum Abschied und als Liebeserklaerung verwendet wird; schaetze Hawaiianer erkennen an der Betonung wie es gemeint ist, jedenfalls habe ich bislang nie erlebt wie ein freudig hingeschmettertes Aloha von einer Servicekraft mit einem Zungenkuss quittiert wurde.

Das Wort Lei bezeichnet den Blumenkranz, den man um $2 das Stueck bei jedem Souvenirstand in Waikiki kaufen kann, und deren gibt es viele. Ob das bei der Namensfindung der rumaenischen Waehrung eine Rolle gespielt hat?

A propos Souvenirstand, vom Kauf der allgegenwaertigen Hawaii-Hemden habe ich Abstand genommen, aber einen Satz Einweg-T-Shirts "7 for $20" in ebenbuertig daemlichen Designs habe ich mir zugelegt, in erster Linie um mir den obligatorischen Waschtag vor der Weiterreise zu ersparen bzw. zumindest abzukuerzen.

Pupu fuer einen Snack ist ebenfalls eine Erwaehnung wert, und natuerlich darf in Hawaii auch Hula nicht fehlen. Das ist kein Fruchtbarkeitstanz wie ich vermutet hatte, sondern angeblich wird ueber diesen Tanz die Geschichte der Staemme muendlich ueberliefert. Wer's glaubt. Wenn der Geschichtsunterricht in der Schule so ausgesehen haette wie die Hula-Shows in den Bars mit Alterskontrolle beim Eintritt waere ich heute habilitierter Historiker in Oxford.

Vieles ist mir jedoch verborgen geblieben. So wie ich in China keinen Panda und in Neuseeland keinen freilebenden Kiwi-Vogel gesehen habe, ist mir beim Schnorcheln auf Hawaii leider auch die Bekanntschaft mit dem hiesigen Nationaltier, einem Fisch mit dem praegnanten Namen humuhumunukunukuapua'a, verwehrt geblieben. Nicht mal am Teller habe ich einen serviert bekommen, man kann eben nicht alles haben.

Stichwort Teller. Seit Peking bewege ich mich ausschliesslich in Kuestenstaedten, und dementsprechend besteht meine Ernaehrung mittlerweile fast ausschliesslich aus Seafood. Auch in dieser Hinsicht ist Hawaii ein Paradies. Hier hat sich eine exzellente Fusionskueche aus pazifischen, asiatischen und europaeisch-mediterran gepraegten Einfluessen herausgebildet, garniert mit allen moeglichen exotischen Fruechten (wie viele davon aus Gewaechshaeusern in Mexiko importiert werden habe ich noch nicht herausgefunden). Man muss bloss etwas laenger suchen, denn zu 90% besteht das Angebot aus Supersize-Ami-Systemgastronomie, und zu 5% aus ueberteuerten Sterne-Restaurants. Nichtsdestoweniger sind auch die verbleibenden 5% eine Reise wert!

Mit einer Spezialitaet kann ich mich jedoch nicht anfreunden, das sogenannte "Shave Ice", eine Art Eisbecher aus vier bis fuenf faschierten Calipo. Angeblich ein Favorit von Obama, und jedesmal wenn er nach Hawaii kommt soll ein Besuch beim Ice Shaver seine erste Station sein. Selbst die Small-Portionen ueberfordern mich bei Weitem, mal ganz abgesehen vom Geschmack. Aber gut, er ist hier aufgewachsen, das ist wie bei uns der Doppler Veltliner zum Fruehstueck, kann man auch keinem Auswaertigen erklaeren.

Die Kona Brewing Company habe ich ja schon lobend erwaehnt. Mit Ausnahme ihres Weissbiers ist eigentlich das gesamte Sortiment brauchbar. Dennoch assoziiert man mit Kona in erster Linie Kaffee, und das nicht zu unrecht. Natuerlich ist auch Honolulu besetzt von den Wahnsinnigen aus Seattle, die duennen Kaffee in 1,5l Pappbechern, wahlweise mit einem dreiviertelliter aufgeschaeumter Milch anbieten. Daneben gibt es aber auch noch die einheimischen Kaffeesieder, die auch ohne 1683 wirklich etwas von Kaffee verstehen. Vielleicht verbringen auch deshalb so viele Amerikaner ihren Urlaub gerne auf Hawaii.

Auch fuer die Freunde der Hochkultur habe ich was zu berichten. Am 22. Oktober findet in Waikiki ein Weltrekordversuch im Ukulele-Spielen statt. Und zwar geht es um die Kategorie des groessten Ensembles, und nicht weniger als ein Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde steht auf dem Spiel. Es war wie eine Ohrfeige an diese Ukulele-verliebte Nation, als sich erst im August ein paar (exakt 1.547) Schweden in Helsingborg diesen bedeutsamen Titel gesichert haben. Das kann ein Hawaiianer nicht auf sich sitzen lassen! Ich druecke natuerlich ebenso die Daumen wie den Kiwis beim Gewinn der Rugby-WM am 23. Oktober. Ueber beide Ereignisse muss ich die Leser jedoch im Ungewissen lassen, weil ich zu dem Zeitpunkt schon in Brasilien sein werde.