Vielleicht liegt es am Geruch. Die Insel ist sehr ueppig bewachsen (nicht nur die Bewohner), und es liegt abgesehen von BBQ staendig ein sehr intensiver Duft in der Luft, selbst bei starkem Wind, nicht unaehnlich jenem in Thailand. Keine Ahnung welche der unzaehligen farbenpraechtigen Blumen oder Baeume der Verursacher ist, jedenfalls vermittelt das umgehend ein Urlaubs-Feeling.
Sehr lehrreich waren die Touren mit dem Moped. Spaetestens wenn man Honolulu verlaesst und damit dem Hardcore-Massentourismus à la Miami, Vegas oder Ibiza den Ruecken zukehrt und sich auf die Entdeckung von Oahu einlaesst versteht man die Anziehungskraft von Hawaii. Nur wenige Meilen ausserhalb der Stadt findet man einsame Buchten und atemberaubende Kuestenstrassen im Stile der australischen Great Ocean Road, bewegt man sich hingegen landeinwaerts wird man von Regenwaeldern, Wasserfaellen und auch fuer alpine Begriffe hohen Bergen ueberrascht.
Ob dafuer ein Moped wirklich das beste Transportmittel ist bezweifle ich mittlerweile. In Honolulu kommt man damit schneller als jeder Autofahrer voran (komischerweise war ich der einzige der im Stau rechts, links, am Radweg und am Gehsteig ueberholt hat und jeden Ampelsprint gewonnen hat; entweder das ist hier nicht erlaubt oder in der Fahrschule bringt ihnen keiner bei wie man eine Vespa artgerecht bewegt). Kaum aus der Stadt draussen aendert sich die Lage jedoch abrupt. Hawaii ist eben doch der 50. Bundesstaat der USA, und mit gerade mal 125 ccm unterm Hintern und null Blech rundherum fuehlt man sich inmitten der Pick Ups und Vans doch etwas deplaziert, auch wenn alle sehr relaxt cruisen und ich keine einzige kritische Situation erlebt habe.
Fuer Big Island und Maui habe ich jedenfalls meine Schluesse gezogen und mir jeweils Autos mit V8 bestellt. Im Fall von Maui ist es endlich das Mustang Cabrio geworden, mit dem ich schon letzten Sommer geliebaeugelt habe.
Bei meinen Ausfluegen zu Wasser und zu Lande habe ich allerlei mehr oder weniger Nuetzliches gelernt. So ist vermutlich nicht jedem bewusst, dass Aloha ein ziemlich universell einsetzbares Vademecum ist und nicht nur zur Begruessung, sondern auch zum Abschied und als Liebeserklaerung verwendet wird; schaetze Hawaiianer erkennen an der Betonung wie es gemeint ist, jedenfalls habe ich bislang nie erlebt wie ein freudig hingeschmettertes Aloha von einer Servicekraft mit einem Zungenkuss quittiert wurde.
Das Wort Lei bezeichnet den Blumenkranz, den man um $2 das Stueck bei jedem Souvenirstand in Waikiki kaufen kann, und deren gibt es viele. Ob das bei der Namensfindung der rumaenischen Waehrung eine Rolle gespielt hat?
A propos Souvenirstand, vom Kauf der allgegenwaertigen Hawaii-Hemden habe ich Abstand genommen, aber einen Satz Einweg-T-Shirts "7 for $20" in ebenbuertig daemlichen Designs habe ich mir zugelegt, in erster Linie um mir den obligatorischen Waschtag vor der Weiterreise zu ersparen bzw. zumindest abzukuerzen.
Pupu fuer einen Snack ist ebenfalls eine Erwaehnung wert, und natuerlich darf in Hawaii auch Hula nicht fehlen. Das ist kein Fruchtbarkeitstanz wie ich vermutet hatte, sondern angeblich wird ueber diesen Tanz die Geschichte der Staemme muendlich ueberliefert. Wer's glaubt. Wenn der Geschichtsunterricht in der Schule so ausgesehen haette wie die Hula-Shows in den Bars mit Alterskontrolle beim Eintritt waere ich heute habilitierter Historiker in Oxford.
Vieles ist mir jedoch verborgen geblieben. So wie ich in China keinen Panda und in Neuseeland keinen freilebenden Kiwi-Vogel gesehen habe, ist mir beim Schnorcheln auf Hawaii leider auch die Bekanntschaft mit dem hiesigen Nationaltier, einem Fisch mit dem praegnanten Namen humuhumunukunukuapua'a, verwehrt geblieben. Nicht mal am Teller habe ich einen serviert bekommen, man kann eben nicht alles haben.
Stichwort Teller. Seit Peking bewege ich mich ausschliesslich in Kuestenstaedten, und dementsprechend besteht meine Ernaehrung mittlerweile fast ausschliesslich aus Seafood. Auch in dieser Hinsicht ist Hawaii ein Paradies. Hier hat sich eine exzellente Fusionskueche aus pazifischen, asiatischen und europaeisch-mediterran gepraegten Einfluessen herausgebildet, garniert mit allen moeglichen exotischen Fruechten (wie viele davon aus Gewaechshaeusern in Mexiko importiert werden habe ich noch nicht herausgefunden). Man muss bloss etwas laenger suchen, denn zu 90% besteht das Angebot aus Supersize-Ami-Systemgastronomie, und zu 5% aus ueberteuerten Sterne-Restaurants. Nichtsdestoweniger sind auch die verbleibenden 5% eine Reise wert!
Mit einer Spezialitaet kann ich mich jedoch nicht anfreunden, das sogenannte "Shave Ice", eine Art Eisbecher aus vier bis fuenf faschierten Calipo. Angeblich ein Favorit von Obama, und jedesmal wenn er nach Hawaii kommt soll ein Besuch beim Ice Shaver seine erste Station sein. Selbst die Small-Portionen ueberfordern mich bei Weitem, mal ganz abgesehen vom Geschmack. Aber gut, er ist hier aufgewachsen, das ist wie bei uns der Doppler Veltliner zum Fruehstueck, kann man auch keinem Auswaertigen erklaeren.
Die Kona Brewing Company habe ich ja schon lobend erwaehnt. Mit Ausnahme ihres Weissbiers ist eigentlich das gesamte Sortiment brauchbar. Dennoch assoziiert man mit Kona in erster Linie Kaffee, und das nicht zu unrecht. Natuerlich ist auch Honolulu besetzt von den Wahnsinnigen aus Seattle, die duennen Kaffee in 1,5l Pappbechern, wahlweise mit einem dreiviertelliter aufgeschaeumter Milch anbieten. Daneben gibt es aber auch noch die einheimischen Kaffeesieder, die auch ohne 1683 wirklich etwas von Kaffee verstehen. Vielleicht verbringen auch deshalb so viele Amerikaner ihren Urlaub gerne auf Hawaii.
Auch fuer die Freunde der Hochkultur habe ich was zu berichten. Am 22. Oktober findet in Waikiki ein Weltrekordversuch im Ukulele-Spielen statt. Und zwar geht es um die Kategorie des groessten Ensembles, und nicht weniger als ein Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde steht auf dem Spiel. Es war wie eine Ohrfeige an diese Ukulele-verliebte Nation, als sich erst im August ein paar (exakt 1.547) Schweden in Helsingborg diesen bedeutsamen Titel gesichert haben. Das kann ein Hawaiianer nicht auf sich sitzen lassen! Ich druecke natuerlich ebenso die Daumen wie den Kiwis beim Gewinn der Rugby-WM am 23. Oktober. Ueber beide Ereignisse muss ich die Leser jedoch im Ungewissen lassen, weil ich zu dem Zeitpunkt schon in Brasilien sein werde.