Stutzig macht die Liste der Teilnehmerlaender. Der Kern setzt sich aus den Six Nations (Nordhalbkugel) und Tri-Nations (Suedhalbkugel) zusammen. Wobei die sogenannten Six Nations neben England auch noch Schottland, Wales und Irland inkludieren, das waere in etwa so wie wenn im Ski-Weltcup die Tiroler, Salzburger, Kaerntner und Steirer mit einer eigenen Mannschaft antreten duerften. Damit man den Anschein einer "Welt"-Meisterschaft wahrt wird der erwaehnte Kreis (aus dem de facto auch immer der Weltmeister stammt) mit weiteren Teams auf 20 Teilnehmer komplettiert. Offiziell geht man dabei nach Weltrangliste vor, in Wahrheit kratzt man zusammen was man kriegen kann. Man bedient sich im Commonwealth (zB Kanada) ebenso wie bei voellig unbedeutenden Inselstaaten, denen vermutlich die Wirtschaftshilfe gestrichen wird wenn sie nicht ein Team stellen (zB Samoa, Tonga). Hinzu kommen ein paar traditionelle Punktelieferanten, die aus irgendwelchen Gruenden immer wieder getreu dem olympischen Gedanken antreten, eigentlich ganz aehnlich wie bei Fussball-Turnieren (zB Japan, Rumaenien).
Im Vergleich mit einer Fussball-WM dauert so eine Rugby-WM extrem lange. Der Grund ist, so wurde mir erklaert, dass nach einem harten Match die halbe Mannschaft im Lazarett liegt und man ewig lange Regenerationszeiten einplanen muss, bis die Aerzte wieder 15 Mann soweit hergerichtet haben, dass man sie aufs Schlachtfeld schicken kann. Skurrilerweise verbieten viele Eltern ihren Kindern aber nicht Rugby, sondern das Fussballspielen, weil dort aufgrund der hoeheren Geschwindigkeit angeblich die Verletzungen schwerwiegender sind.
Die "Welt" ist uebrigens nicht nur beim Rugby ein heikles Thema in Neuseeland. Aufgrund der Abgeschiedenheit und Kleinheit des Landes, noch dazu durch die Zeitverschiebung von Europa und den USA "entrueckt", fuehlen sich die Kiwis in ihrem Selbstverstaendnis wie in einem kleinen Gebirgsdorf eingesperrt. Daher ist es fuer junge Leute ueblich, vor oder nach dem Studium fuer einige Jahre ins Ausland zu gehen. Das ist so selbstverstaendlich, dass es sogar einen eigenen Ausdruck dafuer gibt - OE, die Overseas Experience. So kommt es, dass auch fast jeder Oesterreich sofort einordnen konnte und ich laufend gefragt wurde, wie es denn um meine Jodelkenntnisse bestellt sei. Abwehrende Erklaerungen waren sinnlos, also holadiridiaholodaro.