Mittwoch, 28. September 2011

Vegetarische Ente

Auch an China ist der Gesundheitswahn nicht spurlos voruebergegangen. Und entgegen dem gaengigen Vorurteil ist man durchaus imstande etwas eigenes zu schaffen, und nicht bloss unseren grossartigen "Vorsprung durch Technik" zu kopieren. So bin ich also in den Genuss meiner ersten vegetarischen Ente gekommen.

Dachte ich zunaechst an eine Variante der auch bei uns verbreiteten Mode des Tofu-Schnitzels, so wurde ich aufgeklaert, dass es sich dabei sehr wohl um das Fleisch einer echten Ente handelt. Im Verstaendnis der engstirnigen westlichen Muesli-Fraktion also ganz und gar pfui.

Konfuzius war jedoch entspannter als Martin Luther, und so sind die Chinesen bei der Definition des Vegetarismus weit flexibler als unsereins. Die vegetarische Komponente besteht naemlich darin, dass das Vieh in Pflanzenoel herausgebacken wurde, und nicht etwa in Butter oder Schmalz.

Essen ist ueberhaupt ein unerschoepfliches Thema in China. Fuer die Kantonesen gibt es das Sprichwort, dass sie alles essen das schwimmt, fliegt oder vier Beine hat - mit Ausnahme von U-Booten, Flugzeugen und Tischen. Der beruehmte Hund steht in manchen Provinzen tatsaechlich am Speiseplan, und mit eigenen Augen habe ich bestaunt wie aufgespiesste Skorpione genussvoll verspeist wurden (die Viecher haben kurz zuvor noch gelebt).

Auch Fahrer und Uebersetzerin haben dies nach eigenem Bekunden zum ersten Mal gesehen, anscheinend eine weitere regionale Besonderheit aus irgendeiner abgelegenen Provinz (oder die offizielle Sprachregelung der Regierung fuer Reisefuehrer, falls ein neugieriger Tourist zu viele Fragen stellt).

Einigkeit besteht hingegen darin, dass der Panda absolut tabu ist. Ein Chinese der einen Panda verputzt ist so wahrscheinlich wie ein Inder im Steak House.

So nah wie bei der Veggie-Ente war ich jedenfalls noch nie daran, mich zum Vegetarier bekehren zu lassen.

Man koennte diese Logik auch weiterfuehren, und beispielsweise jedes Tier das sich rein pflanzlich ernaehrt, als vegetarische Speise anzubieten. Schluss mit den anaemischen, lustfeindlichen Birkenstock-Traegern, ab jetzt fuehren die Argentinier mit dem welthoechsten Pro-Kopf-Verbrauch an Rindfleisch die Vegetarier-Bewegung an! Das Martini-Gansl als Wappentier der Gruenen!

Damit tun sich auch ganz neue Geschaeftsfelder auf, ploetzlich gibt es jede Menge uebergewichtige Vegetarier mit Bluthochdruck und Diabetes, die Fastenkuren und Personal Coaches benoetigen, welche auf die speziellen Beduerfnisse von Vegetariern zugeschnitten werden muessen.

Bestimmt finden sich dafuer auch entsprechende Ansaetze in der TCM. Drehen wir den Spiess also um, schlagen wir die Chinesen mit ihren eigenen Mitteln und behandeln ihre fetten Vegetarier mit in Kalifornien zertifizierten Methoden nach TCM-Prinzipien!