Donnerstag, 29. September 2011

Warum auch im 21. Jahrhundert kein 100m Olympiasieger aus China kommt

Allenthalben wird ueber den unaufhaltbaren Aufstieg Chinas in praktisch allen Disziplinen spekuliert. Speziell vor den Olympischen Spielen in Peking 2008 wurde prophezeit, dass tief im Landesinneren hunderttausende junger Talente gnadenlos gesichtet, gesiebt und mit allen zur Verfuegung stehenden Mitteln in Richtung Weltspitze getrimmt werden.

In den allseits beliebten Medaillentafeln matcht sich China mittlerweile regelmaessig mit den USA um die Krone. Das ist aber in erster Linie ein Ausdruck davon, dass das Land sehr gross und bevoelkerungsreich ist und man in praktisch allen Disziplinen Athleten mit akzeptablen Leistungen an den Start bringen kann.

Waehrend die Strategie der Partei beim Pfitschigogerln und Turnen meinetwegen aufgeht, so wage ich hier dennoch die Prognose, dass man in der Koenigsdisziplin, dem 100m Lauf der Herren, scheitern wird und wir auch in den naechsten 90 Jahren keinen Usain Bolt aus dem Land des Laechelns sehen werden, ja nicht einmal einen Christophe LeMaitre.

Selbst wenn Jamaica ploetzlich das Anti-Doping-Musterland wird, und auch die anderen ueblichen Kandidaten sich vermehrt den musischen Kuensten oder dem Ballett zuwenden, wird das nichts. Das liegt nicht so sehr in den vermeintlichen koerperlichen Voraussetzungen, nach ein bis zwei Generationen von Fleischessern werden sich allfaellig noch bestehende Unterschiede schon nivellieren.

Der Grund ist folgender: Chinesen sind ausgesprochene Langsamstarter. Egal ob zu Fuss, am Fahrrad oder im Auto, selbst im nach Eigendefinition so schnellen Hong Kong verschlafen Chinesen praktisch jeden Ampelstart.

Das hat nichts mit der angebotenen Vorsicht zu tun wie ich anfangs meinte, dass sie sich also besser zweimal vergewissern bevor sie als Fussgaenger zur leichten Beute eines Taxis werden.

Ich habe nicht herausgefunden woran es liegt, aber selbst als Tourist hat es begonnen mich zu nerven, und ich hatte weiss Gott keine wichtigen Termine oder gar Stress. Einziger Vorteil: wenn die Ampel fuer Autos gerade auf gruen umgesprungen ist kann man als Fussgaenger getrost noch einen Sprint riskieren, denn bis die ersten Rikschas daherkommen ist Usain Bolt schon beim Tanzen.

Die Uebersetzerin wusste dazu auch keine Erklaerung, in ihrem Heimatdorf gibt es keine Ampeln. Vielleicht ist dies auch schon die Erklaerung, dass die Staedte also mit lauter Bauerntoelpeln oder Farbenblinden bevoelkert sind, die erst dann gehen wenn jemand anders den Anfang gemacht hat und damit signalisiert, dass nun keine Gefahr droht. Zumindest einen Fruehstart wie Bolt in Suedkorea kann man damit vermeiden.