Ich kann aber zumindest schon bestaetigen, dass es die beiden gibt, zeitweise hat die Wolkendecke soweit aufgerissen, dass man sogar einen Blick auf den Langhaarigen werfen konnte. Aus der Naehe betrachtet moegen die 30m der Statue beeindruckend wirken, von Ipanema aus gesehen ist das nicht aufsehenerregender als die Antennen am Kahlenberg (Travnicek laesst gruessen).
Zur Altstadt faellt mir nicht viel gescheites ein, bemerkenswert ist vielleicht einzig wie nah die Favelas sind und wie schnell Strassenzuege mit massiver Polizeipraesenz in solche mit vordergruendiger Anarchie uebergehen; gerade dort wo man sich etwas unsicher fuehlt kommen sie offenbar nur im Panzer. Fuer den unachtsamen Flaneur gibt es eine recht einfache Regel: solange die Strasse flach ist gibt es kein Problem, sobald man bergan geht sollte man seine Sinne schaerfen. Die Kieberer treten hier immer im Fuenferpack auf. Warum man von dem in vielen Laendern gebraeuchlichen Doppelpack - einer kann Lesen, der andere Schreiben - abgeht hat man mir noch nicht erklaert. Vermutlich die Aufgabenverteilung bei Indianerangriff, sie sind naemlich unterschiedlich schwer bewaffnet, da wird es wohl wie im Rugby Angriffs- und Verteidigungslinien geben. Vom Koerperbau erinnern sie meist an die Klitschko-Brueder, ich bezweifle dass alle fuenf gleichzeitig in diese winzigen Streifenwagen passen.
Was noch auffaellt sind die vielen Obdachlosen, die zT auch in Bankfoyers und im Eingangsbereich von Hochhaeusern, Einkaufszentren und dergleichen rumluemmeln, wobei mir das nicht schlimmer als in anderen Staedten vergleichbarer Groesse vorkommt. Die U-Bahn an sich ist wiederum Hochsicherheitsbereich, sobald man die Schranke passiert hat ist man im Leo und man fuehlt sich sicherer als zB in der Wiener U1 oder U6.
Im Land des Rekordweltmeisters und Ausrichters der WM 2014 konnte ich mir das Erlebnis eines Stadionbesuches nicht entgehen lassen und habe mir das Sonntagsspiel, ein Heimspiel des Lokalmatadors Vasco da Gama, angesehen. Nachdem man die Stadionbesuche in meinem Leben an einer Hand abzaehlen kann, ich also wenig Vergleichsmoeglichkeiten habe, faellt es mir schwer die Qualitaet des Dargebotenen mit der Scharfsinnigkeit eines Schneckerl Prohaska zu analysieren (bzw. Trainerempfehlungen abzugeben, wobei der Andi Ogris meines Wissens gerade am Markt waere). Es war jedenfalls sehr schnell und koerperbetont, aber Zauberer habe ich keine gesehen.
Was auf jeden Fall eine Bereicherung darstellt sind die Samba-Trommeln im Fansektor, es herrschte zwei Stunden lang Karnevalsstimmung, und auch wenn es zwischendurch sehr laut wurde verlief alles sehr friedlich und in der Stimmung eines Dorfkirtags. Das mag auch damit zu tun haben, dass sich nur wenige Unterstuetzer der gegnerischen Mannschaft ins Stadion verirrt haben und Vasco nach 20 Minuten bereits 2:0 in Fuehrung lag. Die Sicherheitsvorkehrungen sind jedenfalls vergleichbar mit jenen bei den EM-Spielen, die ich 2008 im Praterstadion gesehen habe.
Fuer Nationalsport Nummer zwei bin ich leider zur falschen Jahreszeit hier, also habe ich mich mit der Besichtigung des verwaisten Sambadroms begnuegt. Speziell bei grauem Himmel wirken die haesslichen Betontribuenen von Niemeyer besonders trist, hinzu kommt dass sie bis an die Favelas heranreichen, alles in allem also kein erfreulicher Anblick. Man hat mir jedoch versichert dass zur Zeit des Karnevals dieses "Samba-Stadion" der sicherste Ort Suedamerikas ist. Mag sein, fuer mich bleibt Karneval mit "Lei Lei" und "Koelle alaaf" sowie den laecherlichen Swingerclubmasken in Venedig verbunden, das sollen sie also schoen alleine feiern.
Auch wenn noch kein dezidiertes Strandwetter war habe ich die Copacabana und Ipanema quasi vor der Haustuer und bestaune bei meinen Laeufen das Schauspiel. Es ist eigentlich Vorsaison und der Suedatlantik fuer meinen von Hawaii verwoehnten Geschmack saukalt. Das empfinde offenbar nicht nur ich so, ausser ein paar Surfern habe ich nicht viele Leute im Wasser gesehen. Umso mehr sieht man die Menschen Beachvolleyball und va Beachsoccer spielen. Wenn man Ballkuenstler sehen will ist die Copacabana einem Stadionbesuch eindeutig vorzuziehen; selbst die Strandverkaeufer gaberln einen verschossenen Ball bis zu zehnmal bevor sie ihn unter Applaus aufs Spielfeld zurueckbefoerdern.
Mit meinem Hawaii-Teint bin ich uebrigens deutlich duenkler als die Brasilianer nach dem Winter - eine Erfahrung die ich ja schon aus unseren Breiten kenne. Zu meinem Glueck verwechselt man mich jedoch nicht mit einem Indio aus dem Norden, sondern mit einem Touristen aus Italien. Warum? Keine Ahnung, ich hoffe das ist nicht die beginnende Aehnlichkeit mit Bud Spencer aufgrund meines Appetits bei den Buffets!
Die Verstaendigung klappt uebrigens relativ unproblematisch. Nachdem ich weder auf portugiesisch noch auf spanisch reagiere (warum habe ich das eigentlich nie gelernt!?) und auch die Italiano-Frage verneinen muss, enden wir meist bei einem Mischmasch aus Gesten, Mimik, Franzoesisch und Englisch; wenigstens muss das meine fruehere Franzoesisch-Lehrerin nicht mitanhoeren.